Tongariro Alpine Crossing: Du kannst nicht einfach nach Mordor spazieren!
Unsere Rucksäcke waren gut gefüllt, wir waren für einiges gewappnet – Regenjacke, Regenhose, Handschuhe, Stirnband, Mütze, Sonnencreme, Sonnenbrille,… das Wetter kann in den Bergen schlagartig umschlagen; zudem kann dort oben ein rauer Wind wehen. Nichts für Frostbeulen also 😉
Für den Start der Tour entschieden wir uns für den Shuttlebus um 7.00 Uhr, der uns direkt an unserem Campingplatz abholte; ca. eine Stunde später ging es dann endlich im Mangatepopo Valley los 🙂 Die ersten Kilometer waren einfach.
Die Wege sind gut angelegt und befestigt. Die Shuttlebusse ließen erahnen, dass vor uns bereits einige andere gestartet sind; zum Glück gab es jedoch keine Touristenschlangen. Wer sich allerdings auf Einsamkeit am Vulkan eingestellt hat, kann diese Hoffnung schleunigst in den Vulkankrater werfen. Das Tongariro Alpine Crossing wurde als die beeindruckendste Tageswanderung Neuseelands betitelt und ist zusätzlich UNESCO Weltnaturerbe.
Der erste Abschnitt: Parkplatz Mangatepopo bis Soda Springs
Am Bach entlang ging es flussaufwärts, vorbei an alten Lavaströmen sind die Wege gut angelegt; Höhenmeter gibt es wenige, aber dennoch ging es in den ersten ca. 60 Minuten stetig bergauf. Die Landschaft ist einfach atemberaubend! Wir entschlossen uns für einen Abstecher zu den Soda Springs, um die dortigen Wasserfälle anzuschauen.
Zweiter Abschnitt: Soda Springs bis Red Crater
Von dort ging es weiter zum Red Crater. Dieser Abschnitt wurde nun deutlich steiler; der Aufstieg hat ca. 200 Höhenmeter und ist besser bekannt als „Devils Staircaise“. Schritt für Schritt ging es für uns bergauf. Für die ersten ging es hingegen schon wieder bergab. Wir sind teilweise entsetzt, mit welchem Schuhwerk einige Leute die Wanderung bewältigen wollen und können darüber nur den Kopf schütteln.
Vom South Crater zum Red Crater: Der Tongariro Sattel liegt auf ca. 1600 Metern Höhe, der kurzzeitig flache Weg führt durch den South Cater weiter Richtung Red Crater. Die Gipfel von Mt. Ngauruhoe (besser bekannt als Mount Doom, dem Schicksalsberg, aus „Herr der Ringe“) und Mt. Tongariro ragen seitlich des Weges Richtung Himmel. Trotz Sonne wird es kühler, die Höhenmeter machen sich bemerkbar. Es wird Zeit für Stirnband und Jacke.
Nach einer kurzen Pause folgte ein weiterer Anstieg zum Red Crater. Mit 1886m ist der noch immer aktive Krater der höchste Punkt der Wanderung. Die Anstrengungen dorthin sind alle Mühe wert und wir werden mit einem tollen unbezahlbaren Ausblick belohnt! Halbzeit der Wanderung ist geschafft, ab hier geht es nun nur noch bergab. Inzwischen zogen einige Wolken auf, die die Sonne bedeckten. Rundum gab es hier nun fast keine Vegetation mehr; kein Gras, keine Büsche. Nichts. Neben dem Red Crater sind noch zwei weitere umliegenden Vulkane in diesem Gebiet noch immer aktiv; anhand der Lavaströme kann man nur erahnen, was hier bei der letzten Eruption 2012, passiert ist.
Dritter Abschnitt: Red Crater bis Emerald Lakes bis Blue Lake
Vom Red Crater folgt der Abstieg zu den Emerald Lakes. Ab jetzt wird es einfacher? Pustekuchen! Der Weg besteht ausschließlich aus loser Asche und Sand und ähnelt somit einer Rutschpartie. Der Abstieg erfordert einiges an Konzentration und so entschieden wir uns an den Emerald Lakes eine Mittagspause einzulegen. Zwei Brote, ein Müsliriegel und weiter geht‘s (der Frostbeule wurde kalt). An den Emerald Lakes vorbei führte der Weg weiter durch den Central Crater zum Blue Lake. Dieser Teil ist eher flach und führt über ein kleines verbliebenes Schneefeld.
Der letzte Abschnitt der Wanderung, vom Blue Lake zum Ketetahi Carpark, ist gut befestigt und führt auf der Nordseite des Vulkans stetig bergab. Die Sonne war inzwischen hinter den Wolken. Machte aber nichts, so konnten wir wunderbare Aussicht bis zum Lake Taupo, dem größten See Neuseelands, genießen 🙂 je weiter wir abstiegen, desto mehr veränderte sich die Vegetation um uns herum und so sahen wir am Wegesrand wieder Gras und kleinere Büsche. Der Weg führt vorbei an den Ketetahi Hot Springs, die jedoch nicht zugänglich sind, da sie sich auf Privatgelände befinden.
An der Ketetahi-Hütte legten wir eine weitere kurze Pause ein. Ein Blick auf die Uhr, ein Blick auf das Schild. Ein weiterer Blick auf den Zettel mit den Abfahrtszeiten des Busshuttles zurück zum Campingplatz. Vorhergesagt sind 90 Minuten für den Abstieg. In 75 Minuten fährt der Shuttlebus. Schaffen wir das nicht, müssen wir 1,5 Stunden auf den nächsten Shuttlebus warten. Wir kamen in den letzten Stunden gut voran, deutlich besser als lt. Zeitplanung vorhergesagt. Wir versuchten unser Glück und liefen strammen Schrittes los.
Das letzte Drittel des Abstiegs ist geprägt von einer immer grüner und dichter werdenden Pflanzenwelt bis sich der Weg schließlich durch den Regenwald schlängelt. Wir überholten einige Wanderer, die bereits früher als wir gestartet waren. Immer wieder mit Blick auf die Uhr. Wir waren gut in der Zeit und fanden trotzdem noch Zeit für einige Fotos. Inzwischen fing es an zu regnen, ein Grund mehr den Shuttlebus zu erreichen.
Um 13:58 Uhr kamen wir schließlich auf dem Parkplatz an. 20,4km in 5:50h inkl. Fotostopps – deutlich schneller als gedacht. Und Zeit für eine Cola vor Abfahrt des Busses hatten wir auch noch 🙂
Zusammengefasst hatten wir einen super Tag, konnten eine faszinierende sich ständig verändernde Landschaft genießen. Mit einer guten Vorbereitung, den notwendigen Kleidungsstücken im Rucksack für den Zwiebellook und guten Wanderschuhen an den Füßen ist die Wanderung jedoch wirklich gut machbar und ein absolutes Muss auf Neuseelands Nordinsel!
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